Ursachen für psychische Krankheiten
Unsere Psyche ist ein Labyrinth mit Rätseln an jeder Ecke – so scheint es zumindest manchmal. Die Prozesse zu verstehen, die zu unseren Gedanken und Gefühlen führen, ist nicht immer
einfach – manchmal ist es sogar schlichtweg unmöglich.
Und doch beschäftigen wir uns jeden Tag mehr oder weniger damit. Warum habe ich das jetzt gedacht? Warum muss ich mich so fühlen?
Menschen mit psychischen Erkrankungen sind mit diesen Fragen noch häufiger konfrontiert. Dabei ist eine Frage wohl unvermeidlich: Warum bin ich psychisch krank?
Psychische Erkrankung ist kein Zeichen von Schwäche
Ein Grund (unter mehreren) dafür, dass von psychischen Problemen Betroffene häufig erst spät Hilfe bekommen, ist die gesellschaftliche Konnotation mit Schwäche. Menschen mit depressiven Symptomen
berichten etwa, sich „als Versager“ zu sehen. Dabei ist von wissenschaftlicher Seite schon lange klar, dass psychische Krankheiten nichts damit zu tun haben, „wie viel jemand aushält“ oder „wie
stark jemand als Person ist“.
So sagt es etwa Dr. Robert Rojas, Leiter der psychotherapeutischen Hochschulambulanz der Universität von Ulm (DE):
„Psychische Erkrankungen sind kein Zeichen individueller Schwäche. Sie sind vielmehr das Resultat von mehreren Aspekten, unter anderem auch einer chronischen und überfordernden Stressbelastung.
Es gibt keine 100%ige Widerstandskraft gegen chronischen Stress. Ab einer gewissen Dosis Stress und Trauma wird jeder Mensch krank.“[1]
Stressbelastung als Ursache
Stress gilt nicht nur als begünstigend für die Entstehung von psychischen, sondern auch von körperlichen Erkrankungen. Dabei geht es in beiden Fällen auch um die Dauer und Art der
Stressbelastung. Wenn nach einer Stresssituation Entspannung folgt und die Stresshormone Cortisol und Adrenalin wieder auf ein normales Niveau absinken können, bleibt alles im gesunden Bereich.
Stress begünstigt sowohl körperliche, als auch psychische Erkrankungen
Bei dauerhafter Stressbelastung bleibt auch der Spiegel der Hormone im Blut konstant hoch. Das beeinflusst die Vorgänge innerhalb des Körpers maßgeblich. Neben
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
und erhöhten Leberwerten steigt auch das Risiko, ein Burnout-Syndrom, eine Depression oder andere psychische Störungen zu entwickeln. [2]
Genetische Vererbbarkeit
Das Risiko, an Krebs zu erkranken, kann vererbt werden, genauso wie die Tendenz, in jungen Jahren schon Haupthaare zu verlieren – oder die Veranlagung zu psychischen Erkrankungen. Die genetische
Forschung in der Psychiatrie geht sogar davon aus, dass alle psychischen Erkrankungen unter genetischem Einfluss stehen.
Bei allen Krankheiten spielen jedoch sowohl genetische als auch nicht-genetische Faktoren eine Rolle – und nicht jeder, der Angehörige mit Depressionen hat, wird selbst auch
erkranken. Vielmehr konnte statistisch eine sogenannte Gen-Umwelt-Interaktion festgestellt werden.
[2] https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/stress/stress-so-krank-kann-er-machen/
Die Gene einer Person beeinflussen das Krankheitsrisiko also nur unter bestimmten Bedingungen. Genetische Veranlagung und Umweltfaktoren beeinflussen einander konstant: Während die Lebensumstände eines Menschen gewisse Gene „aktivieren“ können, sind Gene und Abstammung oft(!) mit dafür verantwortlich, in welchem Umfeld eine Person aufwächst. [3]
Risiko Umwelt
Welche Umweltfaktoren aber sind es, die psychische Erkrankungen begünstigen oder „aktivieren“ können?
Ein bereits bekannter Faktor ist dauerhafte Stressbelastung – was als Stress wahrgenommen und verarbeitet wird, ist unterschiedlich. Gesellschaftliche Erwartungen zählen genauso dazu wie viele
Überstunden bei der Arbeit, Gewalterfahrungen, zwischenmenschliche Konflikte, Ausgrenzung, Verlust und Einsamkeit.
[3] https://www.springermedizin.de/emedpedia/detail/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/genetik-und-gen-umwelt-interaktionen-bei-psychischen-erkrankungen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-45028-0_5
Umweltfaktoren beeinflussen unsere psychische Gesundheit maßgeblich und können genetische Veranlagungen "einschalten
Studienergebnisse zeigen aber, dass auch Faktoren wie Umgebungslärm das Risiko für Depressionen, Angststörungen, Psychosen und Suizid
erhöhen können. [4]
Das soziale Umfeld, in dem wir uns befinden, gehört ebenso zu unserer Umwelt wie die Wohnsituation, der Arbeitsplatz und die Lebensmittel, die wir zu uns nehmen.[5]
FAZIT
Genau wie auch bei körperlichen Erkrankungen sind es viele Faktoren, die dazu führen, dass wir krank werden. Die Faktoren sind je nach Erkrankung und individueller Geschichte einer Person anders
gewichtet – fest steht nur, dass die Gründe nie eindimensional sind.
[4] https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-1201-2155.pdf
[5] https://www.geo.de/magazine/geo-kompakt/1198-rtkl-psyche-leseprobe-wie-essen-unser-fuehlen-bestimmt
pro humanis
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