Verkleidungen zu Fasching – wie sie auf unsere Psyche wirken

 

Ob man den Feiertag begeht oder nicht – Kleidung wirkt unbewusst stark darauf, wie wir uns selbst sehen

Bild von Faschingsdekoration: Eine Maske und bunte Papierröllchen

 

Am 4. März 2025 ist Faschingdienstag – ein Feiertag, der vor allem von Kindern in Österreich gerne gefeiert wird. Während die Kleinen sich gerne als Pirat:innen, Clowns oder diverse Berufsgruppen (Feuerwehr, Ärzt:innen & Co.) verkleiden, bleiben Erwachsene meist entweder bei dezenten Verkleidungen wie Haarreifen oder Hüten oder belassen es bei einem Krapfen. Bei den Personen, die Fasching feiern, gibt es starke regionale Unterschiede: Bei den einen geht es um Spaß und Ausgelassenheit, bei anderen handelt es sich um eine tief verwurzelte kulturelle Praxis mit psychologischer und sozialer Bedeutung.

Während es natürlich jedem selbst überlassen bleibt, ob und in welcher Form dieser Feiertag begangen wird (oder nicht!), kann es psychologisch gesehen auch als Erwachsene:r heilsam sein, sich das ein oder andere Mal zu verkleiden.


Verkleidet fühlen wir uns anders

Tatsächlich könne eine Verkleidung nämlich einen beinahe therapeutischen Effekt auf uns haben, sagt der Psychologe Prof. Dr. Karl-Heinz Renner aus München im Gespräch mit PTA-Heute. „Mithilfe von Kostümen haben wir die Möglichkeit, Facetten zu erproben, die in unserem Alltag zu kurz kommen“, meint er.
Je nachdem für welches Kostüm wir uns entscheiden und wie sehr wir uns darauf einlassen können, können wir Eigenschaften ausleben, die ansonsten vor allem in einem durchschnittlichen Erwachsenenleben als unerwünscht gelten. Ob ein wilder, anarchischer Pirat oder die alberne Clown-Dame – je nachdem, was uns in unserem regulären Leben fehlt, können wir uns für ein anderes Kostüm entscheiden.

Selbst wenn das aktive Ausleben dieser Rolle nicht gelingt – alleine das Tragen eines Kostüms versetze uns mental schon in die Rolle der Verkleidung. „Allein durch das Tragen eines Piraten-Outfits entstehen Gefühle, die wir mit dem Piratendasein assoziieren“, ist die Psychologieprofessorin Dr. Katja Mierke von der Hochschule Fresenius überzeugt.

Quelle:
https://www.ptaheute.de/aktuelles/2020/02/19/die-psychologie-der-verkleidung

 



Psychologische Forschungsergebnisse

Wie diese Theorie zustande kommt? Durch verschiedene Experimente in der Psychologie, die belegen, dass unsere Stimmung durch die Kleidung, die wir tragen, beeinflusst wird.

Zwei Beispiele:

Adam, A. D. Galinsky, 2012: Die beiden Psychologen prüften anhand von Experimenten ihre Theorien zur Wahrnehmungssteuerung mit Bekleidung. Probanden sollten einen Stroop-Test durchführen – also Konzentration unter Ablenkungen beweisen. Dabei schnitten sie in den Fällen besser ab, in denen sie einen Laborkittel trugen. Der Effekt, sich mit einem weißen Kittel direkt klüger zu fühlen, schlägt sich also direkt in der Leistungsfähigkeit nieder. Diese Erkenntnisse führten zur „Enclothed Cognition“ Theorie (bekleidete Wahrnehmung), die bei Psychologen zu einer wichtigen Grundlage in der Forschung bezüglich kognitiver Prozesse geworden ist.

 

Bild von einer Frau, die Kleidung aussucht

 

Adrianos, 2017: Der Psychologe des American College of Greece führte in Antwort auf die Studie von Adam und Galinsky einen ähnlichen Test durch, bei dem jedoch die Parameter etwas verändert waren. Die Testpersonen mussten einen standardisierten Intelligenztest (Raven’s Advanced Progressive Matrices, APM) lösen und dabei entweder ihre eigene Straßenkleidung, einen Malerkittel oder einen Businessanzug tragen. Im Malerkittel konnten die Probanden höhere Punktzahlen erzielen. Aus den Resultaten zog Adrianos den Schluss, dass die Leistung in kreativen und abstrakten Aufgaben durch die Kleidung, die mit kreativer Arbeit in Verbindung steht, gefördert werden könnte.

(Beide Beispiele übernommen von: https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/die-wirkung-von-kleidern-psychologie-in-der-mode/, 21. Februar 2025)

 

Anwendung im Alltag


Dieses Wissen natürlich auch abseits von Feiertagen wie Fasching und Halloween oder Kostümpartys angewandt werden. Das, was wir selbst mit der Kleidung, die wir tragen, assoziieren, beeinflusst nachweislich, wie wir uns selbst sehen. Wer unter Selbstzweifeln leidet kann also nachhelfen und Kleidungsstücke tragen, mit denen er Kompetenz und Selbstbewusstsein verknüpft. Dasselbe gilt für alle möglichen Empfindungen und Zuschreibungen. Am besten einfach ausprobieren – ob zu Fasching oder einfach so.